In Europa ist Glücksspiel nicht gleich Glücksspiel. Auch wenn von Seiten der Europäischen Union einige gemeinsame Leitplanken geschaffen wurden, so gestaltet jedes Land seine rechtlichen Rahmenbedingungen individuell. Dabei setzen nationale Behörden eigene Prioritäten, definieren Lizenzanforderungen und überwachen den Markt dann auf ihre Art und Weise. Diese Vielfalt hat über die Jahre ein dynamisches und komplexes Geflecht geschaffen, das gleichermaßen Chancen und Herausforderungen für Betreiber von Online Casinos, Sportwetten und Lotterien mit sich bringt.
Belgien: Ein Markt mit klaren Regeln
Belgien zählt zu den am besten strukturierten Glücksspielmärkten Europas. Die Belgian Gaming Commission (BGC) überwacht sämtliche Aktivitäten und sorgt in weiterer Folge auch für ein hohes Maß an Transparenz. Die Behörden legen besonderen Wert auf den Spielerschutz und den Kampf gegen die Spielsucht. Das führt zwar zu den einen oder anderen Einschränkungen, schafft aber auch Vertrauen bei Verbrauchern.
Für die Betreiber von Online Casinos gilt Belgien als lukrativer, wenngleich streng regulierter Markt. Trotz klar definierter Spielerschutzmaßnahmen und strenger Werbevorschriften bietet das Land stabile wirtschaftliche Bedingungen und eine wohlhabende Kundschaft. Die klaren rechtlichen Leitlinien und das Ansehen einer BGC-Lizenz machen Belgien zu einem verlässlichen Standort für Anbieter, die langfristig planen.
Bulgarien: Chancen in Südosteuropa
In Bulgarien hat sich der Online Glücksspielmarkt über die letzten Jahre deutlich entwickelt. Verantwortlich dafür ist vor allem die Aufsicht der Nationalen Steuerbehörde (NRA), die sowohl Lizenzen erteilt als auch deren Einhaltung überwacht. Der Markt wächst stetig, angetrieben durch eine wachsende Internetnutzung und das zunehmende Interesse an digitaler Unterhaltung.
Auch wenn die bulgarischen Regulierungen als umfassend gelten, bieten sie den Betreibern eine gewisse Planungssicherheit. Vor allem ist die geografische Lage zwischen Ost- und Westeuropa attraktiv, die Bulgarien zu einem Brückenkopf für internationale Anbieter macht. Aufgrund der stabilen Wirtschaftslage, einem wettbewerbsfähigen Steuersystem und steigenden Nutzerzahlen hat sich ein Umfeld geschaffen, das langfristiges Wachstum ermöglicht.
Dänemark: Transparenz und Struktur
Dänemark ist das Vorzeigeland, wenn es um reguliertes Online Glücksspiel geht. Die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden stellt sicher, dass Lizenzen fair vergeben werden und Anbieter hohen Standards folgen. Der Markt zeichnet sich durch Klarheit und strikte Aufsicht aus.
Für die Betreiber selbst bietet Dänemark ein geordnetes Umfeld mit verlässlichen rechtlichen Grundlagen. Gleichzeitig stellen die hohen Steuern und Einschränkungen bei der Werbung aber Herausforderungen dar, die die Rentabilität beeinflussen können. Dennoch bleibt der Markt attraktiv, vor allem wegen der technologischen Offenheit der Bevölkerung und der hohen Akzeptanz digitaler Dienstleistungen.
Deutschland: Strenge Regeln, großes Potenzial
In Deutschland wurde der Glücksspielmarkt mit dem deutschen Glücksspielstaatsvertrag im Jahr 2021 neu geordnet. Die zentrale Aufsicht liegt bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Diese soll für einheitliche Standards sorgen und den länderübergreifenden Betrieb von Online Angeboten ermöglichen.
Betreiber dürfen hierzulande legale Sportwetten, virtuelle Spielautomaten und Online Poker anbieten, sofern sie umfangreiche Anforderungen erfüllen. Jedoch gibt es mit OASIS und LUGAS zwei umstrittene Systeme, ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro und die 5 Sekunden-Regel zwischen den Spins sowie ein Verbot von Live Casinos. Wer also gerne bei Live Dealer Spielen sein Glück testen und keine LUGAS Kontrolle möchte, der muss sich für einen Anbieter ohne deutsche Lizenz entscheiden. Tatsächlich scheint Deutschland das wohl umstrittenste Regelwerk in Europa zu haben.
Estland. Digital und fortschrittlich
Estland hat sich als das digitalste Land Europas entwickelt und das spiegelt sich auch im Glücksspielsektor wider. Die Estonian Tax and Customs Board (ETCB) überwacht die Branche und sorgt für klare Strukturen, die durchaus technologiefreundlich sind.
Trotz der kleinen Bevölkerungsgröße überzeugt Estland durch Effizienz, Stabilität und ein modernes digitales Ökosystem. Die Betreiber profitieren von niedrigen Steuersätzen – nur 6 Prozent auf den Wetteinsatz abzüglich der Gewinne – und einer innovationsfreundlichen Regierung. Der Markt ist überschaubar, wächst aber kontinuierlich und bietet durch die internetaffine Bevölkerung eine solide Grundlage für iGaming-Unternehmen.
Griechenland: Wachsender Markt mit Tradition
Griechenland hat in den letzten Jahren große Schritte unternommen, um den Online Glücksspielmarkt zu modernisieren. Die Hellenic Gaming Commission sorgt für klare Richtlinien und ein transparentes Lizenzsystem. Der Markt gilt als dynamisch und wird von einer traditionell hohen gesellschaftlichen Akzeptanz des Glücksspiels getragen.
Mit einer wachsenden Zahl digitaler Nutzer und einem prognostizierten Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro bleibt Griechenland für internationale Anbieter interessant. Zwar sind die Lizenzkosten und Steuern, 35 Prozent auf die Bruttospielerträge, hoch, doch bietet der Markt Stabilität und langfristiges Wachstumspotenzial.
Italien: Reif, reguliert und wettbewerbsintensiv
Italien gehört zu den ältesten und etabliertesten Glücksspielmärkten in Europa. Die Agenzia delle Dogane e dei Monopoli (ADM) reguliert den Sektor mit einem strengen, aber verlässlichen System. Online Glücksspiel ist weit verbreitet und fest in der Kultur verankert.
Für Betreiber von Online Casinos bedeutet der Eintritt in den italienischen Markt hohe Investitionen. Allein die Lizenzgebühr liegt bei rund 7 Millionen Euro. Auch die Werbebeschränkungen des „Decreto Dignità“ erschweren die Kundenansprache. Dennoch bleibt Italien mit einer aktiven Spielerbasis von über 60 Millionen Einwohnern und einem wachsenden Jahresumsatz von über 5 Milliarden Euro ein Schlüsselland im europäischen Glücksspielgeschäft.
Niederlande: Jung, modern und reguliert
Mit der Öffnung des Online Marktes durch die Kansspelautoriteit (KSA) hat sich die Glücksspielwelt der Niederlande ausgesprochen stark verändert. Seit der Legalisierung digitaler Angebote verzeichnet das Land zudem auch ein rasantes Wachstum.
Der Markteintritt ist aber anspruchsvoll: Betreiber müssen umfangreiche Richtlinien zum Spielerschutz, zur Geldwäscheprävention und zur Datensicherheit erfüllen. Gleichzeitig lockt der niederländische Markt durch seine starke digitale Infrastruktur und die hohe Technikaffinität der Bevölkerung.
Portugal: Ein stabiler Nischenmarkt mit Potenzial
Portugal hat sich in den letzten Jahren zu einem soliden, stetig wachsenden Glücksspielmarkt entwickelt. Die Serviço de Regulação e Inspeção de Jogos sorgt für klare Regularien und ein hohes Maß an Verbraucherschutz.
Auch wenn die Marktgröße überschaubar ist, verzeichnet das Land jährliche Einnahmen von über 300 Millionen Euro. Die Steuerfreiheit für Gewinne und der stabile Rechtsrahmen erhöhen zudem die Attraktivität. Für Unternehmen, die innerhalb der EU expandieren möchten, bietet Portugal durch seine Lage und seine offene Wirtschaftspolitik ideale Voraussetzungen.
Spanien: Starker Markt mit klarer Struktur
Spanien zählt zu den größten Online Glücksspielmärkten in Europa. Die Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) reguliert die Branche und garantiert ein transparentes Lizenzsystem.
Der Markt ist geprägt von einer tiefen kulturellen Verbindung zum Glücksspiel: Um die 85 Prozent der Erwachsenen nehmen regelmäßig daran teil. Sportwetten, vor allem auf Fußball, dominieren das Geschehen. Dahinter folgen Online Poker und virtuelle Casinos. Strenge Werbevorgaben verlangen Betreibern sorgfältige Compliance, doch der Steuersatz von 20 Prozent bleibt vergleichsweise moderat. Spanien gilt daher als ein reifer, gut strukturierter Markt mit stabilem Wachstum.
Türkei: Reguliert, aber mit Zukunftsperspektive
Die Türkei stellt einen Sonderfall dar. Das Glücksspiel ist hier streng reglementiert und nur über staatlich kontrollierte Plattformen wie IDDAA oder die National Lottery erlaubt. Dennoch wächst das Interesse an Online Wetten, was langfristig auf Reformen hoffen lässt.
Für ausländische Anbieter bleibt der Zugang derzeit stark eingeschränkt. Kooperationen mit lokalen Partnern und staatlichen Institutionen stellen die einzige Möglichkeit dar, wie in diesem Markt Fuß gefasst werden kann. Mit über 85 Millionen Einwohnern und einer zunehmend digitalisierten Bevölkerung ist das Potenzial jedoch enorm.
Vereinigtes Königreich: Vorbild für Regulierung und Verbraucherschutz
Das Vereinigte Königreich bleibt einer der bedeutendsten Glücksspielmärkte Europas – das ist auch nach dem Brexit noch immer so. Die UK Gambling Commission (UKGC) überwacht den gesamten Sektor mit einem Fokus auf Spielerschutz, Transparenz und Geldwäscheprävention.
Die Betreiber profitieren vor allem von einem etablierten Markt mit hoher Kundenbindung, müssen aber einige regulatorische Auflagen erfüllen. Der Wettbewerb ist intensiv, doch der stabile Rechtsrahmen, die starke digitale Infrastruktur und das Vertrauen der Verbraucher machen Großbritannien weiterhin zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt der europäischen Glücksspielbranche.
Mehr Lesen: angelo stiller hasenscharte





