Immer wieder gibt es im Internet Seiten, die damit werben, man könne in Online Casinos spielen und Gewinne abheben, ohne im Vorfeld seine Identität preisgeben und bestätigen zu müssen. Der Gedanke klingt für viele Spieler natürlich verlockend. Kein Ausweis, keine Überprüfung der Daten, einfach Geld auf das Glücksspielkonto überweisen und loslegen. Doch was steckt tatsächlich hinter den sogenannten Casinos ohne Verifizierung? Und wie steht es um deren rechtliche Grundlage in Deutschland?
Wie Trustly und Pay N Play den Zugang verändern
Im Kern geht es schlichtweg um Angebote, die auf die herkömmliche Identitätsprüfung verzichten. Einige Plattformen erlauben heutzutage das Spielen ohne vorherige Registrierung, andere setzen hingegen auf vereinfachte Verfahren über Zahlungsanbieter wie Trustly. Aber spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags, der im Jahr 2021 in Kraft getreten ist, hat sich der rechtliche Rahmen deutlich verschärft. Wer sich nämlich heute ohne Prüfung in einem Online Casino anmeldet, der bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Denn in Deutschland dürfen nur Anbieter mit deutscher Lizenz ihre Dienste anbieten und eine Lizenz gibt es nur, wenn im Zuge der Registrierung auch ein Verifizierungsprozess durchlaufen werden muss.
Einige Anbieter versuchen, dass sie den Verifizierungsprozess umgehen, indem sie auf das sogenannte Pay N Play-Prinzip setzen. Ein System, das vom schwedischen Zahlungsdienstleister Trustly stammt und es möglich macht, direkt über das Bankkonto Geld einzuzahlen. Ganz ohne klassisches Nutzerkonto. Die Verifizierung erfolgt automatisch über die beim Online Banking hinterlegten Daten.
Das bedeutet, dass man keine persönlichen Dokumente hochladen muss, sondern der Spieler bestätigt seine Identität indirekt über seine Bank. Damit erhält das Online Casino dann alle Informationen, die erforderlich sind. Beispielsweise den Vor- wie Nachname, das Geburtsdatum und die Kontoverbindung, sodass am Ende den gesetzlichen Anforderungen genüge getan wird, ohne dass der Nutzer aktiv irgendwelche Dokumente einreichen muss.
Ein weiterer Vorteil ist natürlich die Geschwindigkeit. Da Trustly-Zahlungen in Echtzeit verarbeitet werden, stehen die überwiesenen Beträge sofort zur Verfügung. Auch die Gewinnauszahlungen erfolgen oft innerhalb weniger Minuten. So wird das Spielen einerseits komfortabler, während andererseits die Sicherheitsstandards gewahrt bleiben. Allerdings funktioniert dieses Verfahren nur bei Online Casinos, die eine entsprechende Kooperation mit Trustly oder ähnlichen Zahlungsdiensten eingegangen sind.
Rechtliche Grundlage: Was der deutsche Glücksspielstaatsvertrag vorschreibt
Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag – GlüStV 2021 – legt strenge Regeln für das Online Glücksspiel fest. Er hat das Ziel, Spielsucht zu bekämpfen, Geldwäsche zu verhindern und Spieler besser zu schützen. Ein zentrales Element ist dabei die Identitätsprüfung. Das heißt, es gibt keine Casinos ohne Datenkontrolle, die eine deutsche Lizenz haben. Denn hat das Online Casino eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder – GGL -, so muss eine Verifizierung durchgeführt werden.
Nach § 6a GlüStV ist jedes legale Online Casino dazu verpflichtet, für jeden Spieler ein individuelles Spielerkonto einzurichten. Wenn dieses Konto nicht erstellt wird, dann darf keine Teilnahme am Glücksspiel erfolgen. Des Weiteren muss laut § 6b Absatz 4 jede Einzahlung und Auszahlung über ein auf den Namen des Spielers lautendes Bankkonto abgewickelt werden. So will man anonyme Zahlungen oder auch die Nutzung fremder Konten ausschließen.
Abschließend kann man sagen, dass ohne Identitätsnachweis kein Echtgeldspiel stattfinden kann. Eine Auszahlung von Gewinnen ohne vorherige Überprüfung wird des Weiteren vom Gesetzgeber untersagt. Das bedeutet auch, dass Online Casinos, die komplett auf eine Verifizierung verzichten, gegen geltendes Recht verstoßen. Auch dann, wenn sie mit EU Lizenzen aus Malta oder Zypern werben.
Kleine Ausnahme, aber mit klaren Grenzen
Der Gesetzgeber lässt jedoch ein paar Ausnahmen zu. Nach § 6a Absatz 4 des Glücksspielstaatsvertrags dürfen die Spieler unmittelbar nach der Registrierung mit einem vorläufigen Limit von 100 Euro am legalen Online Glücksspiel teilnehmen, auch wenn ihre Identität zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig überprüft wurde.
Mit dieser Übergangsregelung soll verhindert werden, dass interessierte Nutzer zu illegalen Angeboten abwandern, während sie auf die Bestätigung ihrer Daten warten. Dennoch ist der Spielrahmen hier sehr stark begrenzt. Spätestens bei einer Auszahlung oder höheren Einsätzen ist eine vollständige Verifizierung zwingend erforderlich. Hier gibt es keine Ausnahme mehr.
Das Online Casino muss seine Kunden außerdem darüber informieren, dass ohne abgeschlossene Identitätsprüfung keine Auszahlung der Gewinne möglich ist. Der Spieler muss diesen Hinweis aktiv bestätigen, bevor er dann weiterspielen darf. Wird dieser Prozess umgangen, dann riskiert das Online Casino empfindliche Strafen und der Spieler kann unter Umständen sogar seinen Gewinn verlieren.
Illegale Anbieter und mögliche Konsequenzen
Trotz der klaren gesetzlichen Regelungen werben viele Online Casinos mit Schlagwörtern wie „ohne Ausweis“, „anonym spielen“ oder „sofortige Auszahlung“. Hinter diesen Schlagwörtern stehen meist Betreiber, die keine deutsche Lizenz besitzen. Sie agieren mit Genehmigungen aus anderen Ländern, etwa Curacao oder Gibraltar.
Wer bei solchen Anbietern spielt, der begeht selbst keine Straftat, bewegt sich aber in einem rechtlich unsicheren Raum, man kann hier von der rechtlichen Grauzone sprechen. Viel schwerwiegender sind hingegen die Konsequenzen für die Betreiber selbst: Sie verstoßen nämlich gegen § 284 Strafgesetzbuch, der das unerlaubte Veranstalten von Glücksspielen unter Strafe stellt. Des Weiteren riskieren Spieler, dass ihre Gewinne nicht ausgezahlt werden. Ohne regulierte Aufsicht gibt es keinen Anspruch auf Erstattung oder Kontrolle, ob Spiele fair ablaufen. Selbst bei Streitfällen wird die deutsche Behörde nicht unterstützend zur Seite stehen.
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