Wie wirkt sich der Aufstieg von Social Media auf die Entwicklung von Online Casinos aus?

Menschen sind soziale Wesen und tauschen sich gern mit anderen aus. Daher ist es nachvollziehbar, dass soziale Medien wie Facebook, Instagram und TikTok sich großer Beliebtheit erfreuen. In den letzten Jahren überraschten die rasanten Entwicklungen innerhalb der Sozialen Medien in Bezug auf die Nutzerzahlen immer wieder. Beispielsweise hat TikTok¹ alles durcheinandergewirbelt und innerhalb weniger Monate mehrere Hundert Millionen Nutzer gewonnen. Das wirkt sich nicht nur auf die Medienlandschaft aus, sondern auch auf weitere Branchen, die Social Media zu Werbezwecken nutzen.

Eine dieser Branchen ist iGaming. Die Branche umfasst alle Arten von Glücksspiel im Netz. In den letzten Jahren wurden hier neue Rekordumsätze² verzeichnet. An diesem Erfolg beteiligt waren auch Soziale Medien. Gerade der Community-Aspekt, den man im Online Casino erlebt, stellt für viele Nutzer einen Reiz dar. Hinzu kommt, dass Online-Angebote komfortabel sind. Man muss nicht zum nächsten Casino fahren, sondern kann einfach auf der Couch ein paar Runden spielen. Dieser Artikel geht im Detail auf die Verbindung zwischen Sozialen Medien und Online Casinos ein.

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Soziale Medien und Online Casinos: Ein paralleler Aufstieg

Beide Entwicklungen kamen zu Beginn der 2000er-Jahre auf und führten zu einem rasanten Anstieg an Nutzerzahlen und Marktvolumen. Die Nutzerzahl hat sich allein zwischen den Jahren 2015 und 2025 mehr als verdoppelt – von 2,07 Milliarden auf 5,5 Milliarden.

Klar, die sozialen Medien haben deutlich mehr Nutzer und Marktvolumen dazugewonnen als die iGaming-Branche, da diese eine Nische darstellt. Jedoch sollte man das Wachstum im Bereich von Online Casinos keinesfalls unterschätzen. An einem beachtlichen Teil dieses Erfolgs waren jedoch auch Soziale Medien beteiligt, in denen früh Foren entstanden sind, die Casino-Fans Austausch ermöglichten.

In diesen Foren konnte man schon früh mit anderen Nutzern über neue Online Casinos sprechen. Außerdem konnte man dort Erfolge mit anderen teilen. Diese frühen Foren haben einigen Nutzern auch bei der Entscheidung für oder gegen bestimmte Glücksspiel-Anbieter geholfen. Das brachte früh viele Nutzer zum Online-Glücksspiel.

Auch in Bezug auf die Technologie gab es Schnittstellen. Online Casinos haben sich viele Funktionen von Social Media abgeschaut, während Social Media sich bei der Darstellung und Bereitstellung von Spielen von den Glücksspielanbietern inspirieren ließ. Frühe Klassiker wie Farmville haben auf einen ähnlichen Code gesetzt wie zum Beispiel Book of Ra Slots. Durch Symbiosen wie diese profitierten beide Branchen. Am Ende hatten aber vor allem die Nutzer etwas davon.

Nutzergewinnung und Reichweite durch Soziale Medien

Bereits in den 2010ern erkannten Unternehmen das Potenzial von Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram für die Kundengewinnung. Laut einer Studie von eMarketer investierten Unternehmen weltweit bereits im Jahr 2015 rund 25 Milliarden US-Dollar in Werbung auf Social Media. Viele Marken setzten damals auf bezahlte Werbekampagnen, um schnell Reichweite aufzubauen und neue Nutzer von ihren Produkten und Dienstleistungen zu überzeugen. Facebook zum Beispiel meldete im Jahr 2012, dass etwa 84 Prozent der Umsätze aus Werbeeinnahmen stammten, was ein Beleg für den Erfolg bezahlter Reichweitensteigerung ist.

Soziale Medien sammeln auch heute noch Unmengen an Daten. Für Nutzer ist das ein Ärgernis, für Werbende pures Gold. Unternehmen können nämlich mithilfe dieser Daten Werbung perfekt auf Zielgruppen zuschneiden. Gleichzeitig lässt sich so sicherstellen, dass nur relevante Gruppen die Anzeigen zu Gesicht bekommen.

Außerdem kann man mit Werbung auf Social Media weitere Funktionen nutzen, wie zum Beispiel das A/B-Testing³. Dabei werden mindestens zwei Versionen einer Werbeanzeige erstellt und dann zufällig an Nutzer ausgespielt. Am Ende wird verglichen, welche Anzeige am besten ankam. Diese wird dann für die Werbekampagne verwendet. Aber auch das Performancemarketing, bei dem Werbende nur zahlen, wenn ein Ziel, beispielsweise das Klicken auf die Anzeige erreicht wird, hat die Industrie verändert. Man konnte nun günstiger und gezielter Werbung anbieten. Das hat in der Glücksspiel-Branche zu einem Anstieg der Nutzerzahlen geführt und den Social Media-Plattformen früh hohe Umsätze beschert.

Community-Building und Spielerbindung

Der Aufbau einer loyalen Community ist für Online Casinos genauso wichtig wie die Nutzergewinnung. Auch dabei spielen Soziale Medien dabei eine zentrale Rolle. Plattformen wie Facebook, Instagram und zunehmend auch Discord bieten die Möglichkeit, einen digitalen Raum zu etablieren und dort persönliche Beziehungen zu Spielern aufzubauen. In diesen „Räumen” können Spieler miteinander und mit dem Casino interagieren. Gerade Discord wird in der iGaming-Community immer beliebter. Zahlreiche Channels wurden in den letzten Jahren sowohl für bestimmte Spiele als auch für Online Casinos kreiert. Diese parasoziale Bindung basiert auf der Interaktion von Usern und dem Casino, Gesprächen über die Spiele und der vermeintlichen Exklusivität der Chatrooms oder Channels.

Viele Online-Casinos nutzen Social-Media-Posts, Umfragen, Live-Chats oder Story-Formate, um ihre Community einzubinden. Inhalte wie Gewinnspiele, „Behind-the-Scenes“-Einblicke oder Memes stärken das Zugehörigkeitsgefühl. Besonders beliebt sind personalisierte Angebote oder Challenges, die auf Social Media verbreitet werden. Dabei entsteht nicht nur Markenbindung, sondern auch eine informelle Feedback-Schleife. Dadurch können die Anbieter schnell auf Wünsche und Kritik eingehen.

Ein weiteres wirkungsvolles Mittel ist Gamification: Social-Media-Kampagnen mit Belohnungssystemen, Ranglisten oder Badges motivieren User, aktiv zu bleiben und regelmäßig zum Anbieter zurückzukehren. Dies fördert die sogenannte „Stickiness“, die langfristige Bindung an eine Plattform. Einige Betreiber setzen auf exklusive Inhalte oder Events für Follower, etwa Previews neuer Spiele oder Sonderaktionen in Live Casinos.

Langfristig entsteht so ein digitales Ökosystem, in dem sich die Nutzer nicht nur als Kunden, sondern als Teil einer Gemeinschaft verstehen. Dieses Zugehörigkeitsgefühl kann zum Wettbewerbsvorteil werden – gerade auf dem umkämpften Markt des Online-Glücksspiels. Wenn ein Nutzer eine Bindung zu einem Produkt aufbaut, ist es laut Studien deutlich unwahrscheinlicher, dass dieser sich nach alternativen Angeboten umsehen wird.

Influencer und Streamer: Markenbotschafter im Glücksspiel

Influencer-Marketing⁴ hat sich in den letzten Jahren als starker Hebel für Reichweite und Markenbindung etabliert – auch in der Glücksspiel-Branche. Auffällig ist der Aufstieg von Casino-Streams auf Plattformen wie Twitch und YouTube, wo bekannte Persönlichkeiten Spielerlebnisse in Echtzeit teilen. Diese Form der Unterhaltung kombiniert Authentizität, Spannung und Interaktion ist ein perfekter Mix für die jüngere Zielgruppe, die auf traditionelle Werbung oft nicht anspringt.

Streamer wie „MontanaBlack“ und „Knossi“ machten es vor: Mit Tausenden Zuschauern pro Stream generierten sie Interesse für Online Casinos. Dabei agieren sie als Markenbotschafter. Ein Manko war, dass die Kooperationen nicht immer klar gekennzeichnet waren. Diese Intransparenz wurde kritisiert – vor allem in Bezug auf Jugendschutz. Mittlerweile hat Twitch Regeln gegen das Bewerben von Glücksspiel eingeführt und Filteroptionen bereitstellt, mit denen jugendgefährdende Inhalte ausgeblendet werden können.

Nicht nur große Streamer spielen in der Branche eine Rolle. Auch Micro-Influencer mit kleineren Communities können für Casinos wertvoll sein – vor allem diejenigen aus den Bereichen Gaming und Lifestyle. Sie wirken oft glaubwürdiger und erreichen ihre Follower auf persönlicher Ebene.

Die Herausforderung für Betreiber besteht darin, verantwortungsvoll mit Influencer-Partnerschaften umzugehen. Transparente Kennzeichnung, Zielgruppenansprache nur an Erwachsene und der Verzicht auf reißerische Versprechungen sind essenziell. Gelingt dieser Balanceakt, können Influencer zu starken Markenbotschaftern werden⁵ – und eine Brücke zwischen Casinos und ihrer Community schlagen.

Herausforderungen: Regulierung, Spieler- und Jugendschutz

In Zukunft wird es immer wichtiger werden, dass sowohl der Gesetzgeber als auch die Plattformen Regelungen einführen, die vor allem gefährdete Gruppen schützen. Glücksspiel kann süchtig machen, das ist bekannt. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, wie Soziale Medien sich auf diese Gefahr auswirken. Einerseits ist es möglich, dass durch den erhöhten sozialen Faktor das Risiko verringert wird, da mehr Menschen theoretisch einschreiten könnten. Andererseits kann es auch sein, dass vor allem Influencer ihre Fans überhaupt erst zum Spielen bewegen. Es ist auch möglich, dass das genaue Gegenteil der Fall ist und Influencer das Risiko reduzieren, während Social Media das Risiko erhöht.

Einiges deutet in diese Richtung. Da auf Social Media die positiven „Gewinn”-Posts überwiegen, schätzen einige Nutzer die Chancen auf einen Gewinn falsch ein. Außerdem kann es dazu kommen, dass Nutzer Fehler bei sich selbst suchen, wenn ein Gewinn ausbleibt. Das passiert vor allem dann, wenn im Netz vermeintlich sichere Strategien besprochen werden, welche die Gewinnchancen erhöhen sollen.

Gerade auf Twitch und anderen Streaming-Plattformen können Minderjährige oft ziemlich einfach auf Casino-Inhalte zugreifen. Erwachsene wissen, dass Glücksspiel Risiken birgt, aber ein junges Gehirn in der Entwicklung kann diese Risiken möglicherweise weniger gut erkennen. Hier könnten die Plattformen durchgreifen und eine „Ausweiskontrolle” bei der Anmeldung einführen. Das mag drastisch klingen, wäre aber möglicherweise eine effektive Lösung, um zu vermeiden, dass Minderjährige diese Inhalte sehen.

Abschließende Gedanken

Die iGaming-Branche profitiert von Social Media. Zwischen beiden Branchen gibt es Schnittstellen, die sich auf beide Sparten positiv auswirken. Gerade wenn es darum geht, eine Community rund um ein Spiel aufzubauen, ist Social Media für das Marketing essenziell. Man muss sich aber immer der Risiken bewusst sein, damit diese Symbiose positiv bleibt. Effektive Regulierung ist wichtig, um den Anforderungen in Sachen Spielerschutz und Jugendschutz gerecht zu werden. Wird all das umgesetzt, steht einem anhaltenden goldenen Zeitalter von iGaming und Social Media nichts im Wege.